Am gestrigen Abend durften Prof. Dr. Stefan Kemp und ich eine inspirierende Diskussionsrunde im Q Club der Deutschen Bank in Berlin leiten, bei der wir uns mit engagierten Teilnehmenden über die aktuellen Herausforderungen und Chancen im Bereich Employer Branding, Führung und Unternehmenskultur im Mittelstand austauschen konnten. Die Beiträge und Perspektiven unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben den Abend zu einem echten Erfolg gemacht. In diesem Blogbeitrag möchte ich die zentralen Erkenntnisse und Diskussionsthemen zusammenfassen.
Employer Branding und Unternehmenskultur als Erfolgsfaktoren
Einigkeit bestand darin, dass Employer Branding und Unternehmenskultur heute entscheidende Differenzierungs- und Erfolgsfaktoren sind. Doch es wurde ebenso deutlich, dass diese Bereiche oft nicht systematisch genug angegangen werden. Begriffe wie Return on Investment (RoI) oder Performance Management finden in diesem Kontext selten Beachtung. Stattdessen bleibt die Employer Brand vielfach ein weicher Faktor, der nicht als materieller Vermögensgegenstand betrachtet wird.
Unternehmertum in Konzernumfeldern
Interessant war, dass keiner der Teilnehmer aus einem klassischen Konzernumfeld stammte. Dies führte uns zur Frage: Sind Konzerne überhaupt attraktiv für Unternehmertypen? Gemeinsam kamen wir zu dem Schluss, dass es hier kein Naturgesetz gibt – es braucht jedoch eine klare Veränderung der Rahmenbedingungen, um unternehmerisches Denken und wertorientierte Führung auch in Konzernen zu fördern.
Diversität und interkulturelle Kompetenz
Ein weiteres Kernthema war die Bedeutung von Diversität und interkultureller Kompetenz. Vielfalt auf Führungsebene und in der Belegschaft wurde als entscheidender Erfolgsfaktor hervorgehoben – insbesondere in einem globalisierten Arbeitsumfeld, in dem interkulturelle Kompetenzen zunehmend Wettbewerbsvorteile sichern. Unternehmen, die Vielfalt aktiv fördern und interkulturelle Kompetenz als strategisches Ziel verankern, können langfristig ihre Innovationskraft und Attraktivität steigern.
Generationenunterschiede und Kommunikationsverhalten
Ein spannender Punkt war das unterschiedliche Kommunikationsverhalten zwischen Generationen und die daraus resultierenden neuen Ansprüche an das Personalmarketing. Praxisbeispiele zeigten, wie wichtig es ist, innovative Kanäle wie Social Media gezielt zu nutzen. Besonders interessant war der Einsatz von TikTok in Kooperation mit Influencern, um junge Talente zu erreichen. Diese neuen Wege bieten Chancen, die über klassische Ansätze hinausgehen und gezielt neue Zielgruppen ansprechen.
Erweiterte Rollen von Führungskräften
Ein Thema, das großes Interesse geweckt hat, war die zunehmende Erwartung, dass Führungskräfte nicht nur berufliche Herausforderungen begleiten, sondern auch bei privaten oder persönlichen Problemen ihrer Mitarbeitenden unterstützend tätig werden. Beispiele aus der Praxis zeigten, dass Unternehmen immer häufiger externe Coaches oder Psychologen finanzieren, um Mitarbeitende in belastenden Lebenssituationen wie Scheidungsphasen oder anderen mentalen Herausforderungen zu unterstützen. Ziel solcher Maßnahmen ist es, die Arbeitsleistung trotz privater Belastungen zu stabilisieren und langfristig die Bindung an das Unternehmen zu stärken.
CSRD-Richtlinie als Chance
Ein weiterer entscheidender Punkt war die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die Ausweitung dieser Berichtspflicht wird Unternehmen dazu verpflichten, Themen wie Führungskultur, soziale Nachhaltigkeit und Mitarbeiterzufriedenheit messbar zu machen. Diese Anforderungen könnten dazu beitragen, dass Bereiche wie Employer Branding, Diversität und Führung eine stärkere Verankerung auf Vorstandsagenden finden und strategisch relevanter werden.
Ausblick: Fortsetzung im nächsten Jahr
Trotz der Tiefe unserer Diskussion wurde deutlich, dass das Thema noch mehr Durchschlagskraft braucht, um nachhaltig in Geschäftsmodellen verankert zu werden. Viele Teilnehmende haben angeregt, die Diskussion im nächsten Jahr fortzusetzen – vielleicht mit einem stärkeren Fokus auf wirtschaftliche Wertbeiträge, systematische Ansätze und die Integration in betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Eine spannende Frage, die wir beim nächsten Mal sicher vertiefen werden, lautet: „Wie messen wir eigentlich den kulturellen RoI einer Führungskraft?“
Vielen Dank noch einmal an alle, die dabei waren, für eure Inspiration und eure Perspektiven. Der Abend hat gezeigt, wie viel Potenzial in diesen Themen steckt – wir freuen uns schon jetzt auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr!
Abschließend möchte ich noch kurz auf mein Buch „Den Fachkräftemangel im Mittelstand überwinden“ hinweisen, in dem ich viele der angesprochenen Themen vertiefe und konkrete Lösungs- und Praxisansätze präsentiere. Mehr zu der Publikation: https://corinna-pommerening.de/buch/